10.08.23

 

Mit «Robin» gegen den
Arbeitskräftemangel

10.08.23

 

Mit «Robin» gegen den Arbeitskräftemangel

Vor Robin musste die Frotteewäsche von Hand auf eine Maschine gespannt werden. Das Innere von Robin scannt die Ecken der Wäsche und spannt sie auf ein Förderband.

Die Grosswäscherei Elis in Samedan hat vor wenigen Wochen mit «Robin» eine technisch neuartige Maschine in Betrieb genommen. Ein grosser Schritt in Richtung Automatisierung und auch eine Antwort auf den Arbeitskräftemangel.

Es ist laut in der Wäscherei Elis in Samedan. Die Maschinen laufen auf Hochtouren, es wird gewaschen, getrocknet und gefaltet. Decken- und Matratzenbezüge, Handtücher fürs Lavabo und für die Dusche – vorwiegend in Weiss – werden hier für Gastro- und Hotelbetriebe, Gesundheitseinrichtungen und andere Branchen gereinigt. Schon heute unterstützen verschiedene Maschinen die Mitarbeitenden der Wäscherei, die in ihrer blauen Arbeitskleidung die schmutzige Wäsche noch von Hand in Maschinen befüllen und die gewaschenen Stücke in die Transportwagen stapeln. In der linken Ecke steht, auffällig, in Grün mit «Laundry Robotics» beschriftet, der Neuzugang in der Wäscherei: Robin, der neue Wäsche­rei-Roboter.

Einer der Ersten
«Mit Robin hat die Wäschereibranche einen Quantensprung gemacht», weiss Patrick Meier, Betriebsleiter von Elis Samedan. So ist Robin in der Region einmalig und weltweit nur 25 Mal im Einsatz. Zuständig ist die Maschine für die Frotteewäsche der Wäscherei Elis, welche bis 2019 unter dem Namen «Wäscheria» bekannt war. Die Wäsche zieht sie gewaschen mit einem Vakuum aus einem Wagen und legt sie in eine Trommel. Von dort aus pickt ein mechanischer Arm Handtuch um Handtuch in den inneren Kern der Maschine, wo eine Kamera eine Ecken­erkennung durchführt. «Robin ist mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet, diese hat gelernt, was Ecken sind und was mit diesen passieren muss», kommentiert Meier. Robins Aufgabe ist es, die erkannten Ecken so auf ein Laufband zu legen, dass das Tuch ohne Falten und nach einem vorgegebenen Schema an die nächste Maschine, Maria, weitergegeben werden kann.

Eine zweite Kamera prüft noch vor der Weitergabe, ob das Handtuch Flecken, Löcher oder andere Unstimmigkeiten aufweist. «In diesem Fall sortiert Robin die Ware aus und unsere Mitarbeiter prüfen diese», sagt Patrick Meier, während die Maschine ein grosses Handtuch aussortiert, weil es eine gröbere Falte hatte. «Konturfehler», meldet Robin. Maria ist schon länger in der Wäscherei und ist für das Falten der präparierten Tücher zuständig.

Arbeitskräfte fehlen
Dass Robin den Mitarbeitenden der Wäscherei eine Menge Arbeit abnimmt, liegt in der Natur der Maschine. So kann Robin pro Stunde rund 700 Wäschereiartikel prüfen und weitergeben. Arbeiter schaffen zwar nur rund 100 Stück weniger, «haben aber wohlverdiente Pausen und werden im Vergleich zu Robin auch müde», weiss Meier. Robin sei ein Mitarbeiter, den die Leitung der Wäscherei mit offenen Armen empfangen habe, denn auch hier fehlen Arbeitskräfte, sagt Meier: «Es wird immer schwieriger, Arbeitskräfte zu finden.» Noch vor wenigen Jahren seien Interessenten noch persönlich vorbeigekommen, um nach Arbeit zu fragen: «Heute sind Bewerbungen selten, und die Arbeitnehmer haben auch höhere Anforderungen.» Mittel- bis langfristig sei das Ziel der Wäscherei, mit Maschinen wie Robin die Anzahl an Arbeitskräften zu reduzieren. Verlassen musste wegen Robin die Wäscherei niemand, obwohl dies zuerst eine Befürchtung vieler war: «Als Robin vorgestellt wurde, hatten einige Angst, dass die Maschine sie ersetzen wird», erinnert sich der Betriebsleiter. Heute liefern sich Mitarbeiter Wettkämpfe mit der Maschine und testen diese, um auf amüsante Art und Weise der oberen Etage zu zeigen, dass die Maschine sie nicht ersetzen kann. Patrick Meier, dessen Büro in der oberen Etage ist, schätzt den Umgang der Mitarbeitenden mit ihrer «Konkurrenz» und hält fest, dass ein guter Mensch aktuell noch stärker als die Maschine ist. Was in Zukunft für Maschinen die Wäscherei unterstützen, ist noch nicht bekannt. Die Platzverhältnisse lassen eine zweite Art Robin auch noch nicht zu, wie Meier sagt: «Robin haben wir mit seiner Grösse fast nicht durch die Tür gebracht, da brauchen die Arbeiter wesentlich weniger Platz.»

Autor und Fotos: Jan Schlatter